Die Büchse der Pandora ist der feministische Container des Festivals, in dem Filme und Videoinstallationen von Künstler*innen u.a. aus Deutschland, Chile, Pakistan, den Niederlanden und Korea versammelt sind. Begonnen als Ort der Dokumentation und Konfrontation mit der künstlerische Realität während der Corona-Lockdowns, geht Pandaros Box nun zum Thema Feminist Futures ins dritte Jahr. Bist du bereit, ihren Inhalt zu erkunden? Dann steige die Stufen zu ihrer Blechwand hinauf, folge dem Luftzug, der den Eingang bewegt, und betrete einen Raum zwischen Fiktion und Realität.

Dort triffst du auf den atmenden Psoas, Pin-up-Girls mit Edding-Unterwäsche, Beziehungen mit Smartfons, die sich verselbständigen, auf eine feministische Demonstration in Pakistan, queere Ballroom-Culture, die Auflösung von Körpern ins Transzendente und vieles mehr. Nach einem ersten Erkunden der vielfältigen Zukunftsversionen kannst du auf gemütlichen Sitzgelegenheiten Platz nehmen und so lange bleiben, schauen, fragen und staunen wie dich die Gaben aus Pandoras Box in ihrem Bann halten. 

Dort triffst du auf den atmenden Psoas, Pin-up-Girls mit Edding-Unterwäsche, ,Beziehungen mit Smartfons, die sich verselbst.ndigen, auf eine feministische Demonstration in Pakistan, queere Ballroom-Culture, die Auflösung von Körpern ins Transzendente und vieles mehr.

Not even a God can understand a Girl with a Smartphone, 2022

( Nicht mal Gott kann ein Mädchen mit Smartfon verstehen)

 – Jennifer Barberi

 

Durch einen performativen Akt, der den Stil alter süditalienischer Totenklagen imitiert, verschmelzen Vergangenheit und Zukunft in einer Reihe aus Gesten, Sound und Worten.

Technologische Objekte erscheinen hier nicht nur als unwiderstehliche Fetische, sondern werden auch zu Hauptfiguren in absurden emotionalen Beziehungen zum Menschen.

TRANSCENDENCE, 2022

(Transzendenz, 2022)

– Teresa Bessa

 

Ein Kurzfilm, der Antwort auf die Besessenheit von der physischen Form und der Transformation des Körpers ist. Befreiung und Auflösung von Körperlichkeit, die nun zur körperlosen Reflexion wird. Spiritualität manifestiert sich als ein Weg, soziale Konstruktionen, die materielle Organisation der Welt und die Beziehungen, die wir zu ihr entwickeln, zu reflektieren. Eine poetische Analyse von Materialität, den Problemen und Widersprüchen, die daraus entstehen. Der physische Körper als Marker eines sozialen Rahmens, Kontexts und des Hinterfragens seiner Körperlichkeit.

Was ist Femininität und welche Beziehungen zur physischen Welt stellt sie her? Durch das Amorphe, Vage und Verstreute wird Femininität als unverkörperte, eindrückliche, sich ständig verändernde, vielseitige und abgelöste Form dargestellt. Eine Suche nach Veränderlichkeit, Befreiung von sozialen Urteilen und Undurchlässigkeit durch das Spirituelle oder Psychische.

Shame Off 

(Die Freiheit hinter der Scham)

– Katja Glöckler

 

Wie fühlst du dich als Frau beim Sex? Fünf Frauen zwischen 30 und 55 treffen sich an einem Wochenende in einem Hotel in Frankfurt und sprechen über das, worüber sie noch nie gesprochen haben: Ihre Sexualität, ihren Körper und das Gefühl nicht richtig zu sein. Im Gepäck haben sie sich selbst und ihre persönlichen Geschichte, ihre Prägungen und Erfahrungen mit Scham. Gemeinsam, vereint im Wunsch, sich endlich von den Wurzeln des Patriarchats und den limitierenden Glaubenssätzen über weibliche Sexualität und Begehren zu befreien, öffnen sie sich mutig. Jede Frau spricht für sich und doch sprechen sie für so viele. Der von der Hessischen Kulturstiftung geförderte Film zeigt auf wertschätzende und ästhetische Weise, was passiert, wenn Frauen endlich ihr Schweigen brechen und sich auf den Weg machen, in die Freiheit hinter der Scham.

Websitehttps://shame-off.com
Podcasts: https://shame-off.com/de/podcast/

 

El objeto de la violencia, 2022

(Das Objekt der Gewalt)

 
Elisa Rivera und Jessica Gaete Maldonado + Guacoldas Hessen

 

Das Projekt besteht aus einem 8-minütigen Video mit einer traumhaften Ästhetik. Im Video werden Gewalterfahrungen von Frauen (Guacoldas) autobiografisch erzählt. Die Erzählungen konzentrieren sich auf erlebte Gewalttaten und beziehen sich dabei u.a. auf einen Gegenstand, einen Körperteil, und einen Ort. Im Vorfeld ist es wichtig, über die vielfältigen Interpretationen und Bedeutungen nachzudenken, die Gewalt für jede Person hat. Es gibt Ereignisse, die von Natur aus und unbestreitbar gewalttätig sind, so z.B. körperliche Gewalt, die sichtbare Spuren hinterlässt. Aber es gibt auch andere Formen von Gewalt wie die, die vom Staat ausgeht, die, die den gesellschaftlichen  Konsens des Patriarchats begründet oder etwas Subtileres wie psychologische Gewalt in zwischenmenschlichen Beziehungen.

Wörter und Geräusche, Sprachaufnahmen, Gespräche, Lesungen, Gedichte, Zeichnungen und Fotos verbinden sich zu einer visuellen und emotionalen Erzählung. Eine persönliche Verarbeitung eines Traumas in der schützenden Runde der Schwesternschaft.

Spanisch mit deutschen Untertiteln

Stein Traum, 2022

– Edith van den Elzen

 

Der Strom, der Wind, die Sonnenstrahlen:

Sie haben uns geformt.

Hör auf die Träume der kleinen Steine,

sie haben Geschichten zu erzählen

Geschichte zu teilen.

Verwandlungen vom Stein zum Herz.

Sprich laut!

Höre mit den Sinnen.

Auch die Steine sprechen nicht mit Worten.

Zwei Wochen lang hat eine Gruppe unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Herkunft mithilfe von physischem Theater ihre Umgebung gemeinsam erforscht und eine Performance, einen Film, eine Klanglandschaft und Bilder und Träume geschaffen.

DarstellerInnen: Ule, Panicha, Yasmin, Dani. 

Das Projekt wurde von Beni, Lucas, Dani und Edith ins Leben gerufen und geleitet.

Queer Mercury, 2021

– Erik Peters

 

Queer Mercury (17 min) ist eine kurze Dokumentation über den utopischen Impuls, der queerer Kollektivität innewohnt. Queer Futurity besteht, wie José Esteban Muñoz erklärt, vor allem in der Zurückweisung des Hier und Jetzt und im Beharren auf der Potentialität einer anderen Welt. Wichtiger als ein endgültiges Ziel zu definieren ist das Streben in Richtung inklusiverer Welten sowie der Weg dorthin. Der Film begleitet drei Mitglieder der niederländischen Ballroom-Szene bei ihren Vorbereitungen auf den Utopia-Ball, der im September 2021 in Kunsthal stattfand. Die drei Hauptfiguren denken darüber nach, wie Ballroom-Culture diese Utopie verfolgt, indem sie einen inklusiven Raum schafft, in dem alle Genderidentitäten und -ausdrücke willkommen sind.

KYA AISA JAHAN MUMKIN HAI? IST EINE ANDERE WELT MÖGLICH? IS ANOTHER WORLD POSSIBLE?

– Amna Mawaz Khan

 

Das Video zeigt die 9-minütige Aufnahme eines Theaterstücks, das für den Freiheitsmarsch der Frauen am 8. März 2022 in Islamabad, Pakistan, geschrieben und performt wurde. Es basiert auf “Soltana’s Dream” von Roquiya Sakhawat Hasan, einem Text aus dem frühen 20. Jahrhundert, und beginnt mit einer Lesung von “A Woman’s Laughter” aus der Feder der legendären feministischen Urdu-Dichterin Fahmida Riaz. Die Lieder mit revolutionären und existentialistischen Texten sind von Ammar Rashid.  Es war eine bewusste Anstrengung, eine Transfrau und nicht-binäre Schauspieler*innen miteinzubeziehen.  Die Verletzlichkeit der Darsteller*innen resultiert daraus, dass es für viele ihre erste öffentliche Performance war. Der Filmemacher Jawad Sharif bestand darauf, es für die Nachwelt aufzunehmen. Nun kann es mit internationalen feministischen Genoss*innen geteilt werden.

Fever Dreams of a Hermit, 2022

(Fieberträume einer Eremitin, 2022)

 
– Naomi Moonlion

 

“Fieberträume einer Eremitin” kritisiert, beklagt und transformiert das vorherrschende kapitalistische Mindset fehlender Fürsorge. Es versucht, die verschiedenen Seiten von Fürsorge zu verstehen, in denen Gebende und Empfangende sich nie in einem kompletten Machtgleichgewicht befinden. Dabei wird keine konkrete Lösung für die fehlende Fürsorge auf dieser Welt vorgestellt. Stattdessen besteht die Hoffnung, die Zuschauenden mithilfe von Tarot als Metapher für die Unsicherheiten des Lebens und die vielen unbeabsichtigten Ebenen unserer Handlungen zu ermutigen, ihre Fürsorgepraktiken zu hinterfragen und sich in sorgfältigerer Fürsorge zu üben. Können wir das Überwiegen fehlender Fürsorge in Richtung interdependenter Fürsorge ausgleichen?

Calcium, 2019

– Tal Mor & Jada Imani

 

Der Raum wird durchkreuzt und gebogen, vervielfacht und verwoben, Körper aus Fleisch und Resonanz werden gestapelt und zusammengeführt. Farben lehren und nach Werkzeugen greifen, Rollen spielen und Schattierungen spüren, die Bedeutung wird durch den Zusammenhang mit der anderen Seite impliziert. Aushändigung und Erlösung. Oh dieses Zuhause, das von allen bewohnt wird, einer Masse von geheim gehaltener Anziehungskraft und ausgeweiteten Entfernungen.

Mens², 2017

– Julia Hoogkamer

 

Die Veränderung der Struktur unserer Körper. Ein poetischer Blick auf gefundenes und erzeugtes Filmmaterial. Ein Bild vom menschlichen Körper, der sich verwandeln kann. Das neutrale Biologische ist im Wandel. Spenderimplantate können gegen nachwachsende Körperteile ausgetauscht werden. Die Vorstellung vom neuen Körper kann durch die Entwicklung von Technologie Wirklichkeit werden.

Der Weg von Hand und Fuß, 2022

– Barbara Englert, Pola Sell

 

ein AnimaDok Film

Starke Frauen und Mädchen unterschiedlicher Herkunft erzählen ihre Geschichten von Einsamkeit, Angst und Ausgrenzung und wie sie den Weg zurück ins Leben schafften.

Mit Kampfkunst, Konzentration und Meditation lernen sie mit bloßen Händen Betonplatten zu zerschlagen. Ein Film über die Entfaltung ungeahnter Kräfte und einen von Stephanie Taibi geschaffenen Ort, der Schutz und Sicherheit bietet. Die hybride Form aus Animations- und Dokumentarfilm macht die Erzählungen über Depression, Todessehnsucht und den Weg hinaus symbolisch verdichtet sichtbar.

Zeichnungen: Katrin Köster

mit: Daneen, Hareem, Patrycja, Wardat, Kira, Saskia, Naemi, Sened und Stephanie Taibi

Mit freundlicher Unterstützung von: Stiftung Frauen in Europa, TuWas Stiftung für Gemeinsinn, Frauenreferat Frankfurt am Main, Frauenbüro der Stadt Offenbach, Demokratie Leben, Hessische Kulturstiftung.

Breathing Psoas

(Atmender Psoas)

 
Anja Plonka

 

Der Film Atmender Psoas erschafft einen spekulativ-utopischen Körper und ein Miteinander von Mensch und Natur. Atem- und Feldaufnahmen eröffnen fragmentarische Sphären von Schmerz und Transformation. Auf der Suche nach einer anderen Existenz atmet sich der Körper durch die Vulva und die Landschaft in die Fragen einer Zukunft der Koexistenz. Wie kann sich der Körper in Beziehung zur Natur setzen? Wie können sie sich zusammen verwandeln? Wie können sie zusammen da sein? Der Atem eröffnet ein performatives Spiel der Transformation: Stein zu Haut, Atem zu Wind, Stimme zu Vulva, Rauch zu Blut, Wasser zu Wind. Die magisch-poetische Transformation der Schauspieler*innen erlaubt der Natur als somatischer Körper und Psychogramm zu erscheinen. Der Film zielt darauf, Sichtbarkeit für ein Tabuthema zu erzeugen und ist eine Ode an alle traumatisierten Körper.

A Two Way

(Zweibahnstraße)

Helena Riog Prats & Moon Baby

 

Als Kind verbrachte Helena Riog Prats die Nachmittage in einer Jalousienfabrik, die der Familie gehörte. Die Wände waren mit Kalenderblättern nackter Frauen übersät, einige vom eigenen Großvater in Auftrag gegeben. Eine Morgens, als die dreißig Männer ihre Schicht begannen, waren die Frauen nicht mehr nackt. Prats hatte für alle von ihnen mit einem Edding Unterwäsche gemalt.

Vor dem Hintergrund dieser frühen Begegnungen mit Objektivierung, Fotografie und Körper begann Prats ein Stück zu entwickeln, das Fotografie und Sexarbeit verbindet. Auch Prats’ Freundin Moon Baby stimmte unter einer Bedingung zu: Hilfe bei der Erstellung eines OnlyFans Account zu erhalten.

Even while lying next to my father

Selbst als ich neben meinem Vater lag

아빠 옆에 누워도 생각이 나요Da Hye Yang

…zeichnet den Weg einer Beziehung nach, die sich über Ozeane und Landesgrenzen, geschlechtsspezifische und interkulturelle Perspektiven und eine Kluft zwischen den Generationen hinweg entwickelt. Es handelt sich um eine langfristige kreative Zusammenarbeit zwischen der Künstlerin und ihrem Vater, in der die kontinuierliche Aufgabe des Aufbaus, der Aufrechterhaltung und der Verbesserung einer einzigartigen Beziehung in unserem heutigen globalisierten Kontext in Form einer Assemblage aus Klang, Performance und Text Gestalt annimmt. Diese Arbeit ist Teil eines größeren multidisziplinären Projekts, das koreanische Männlichkeit durch die Stimmen der Töchter erforscht.

Rojava, 2022

– MICUŁA

 

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What a nice end, 2021

(Was für ein schönes Ende)

– MICUŁA

 

Der Zusammenbruch der Welt, wie wir sie kennen, ist unausweichlich. Im Angesicht von Klimawandel, humanitären Krisen und sich verschärfenden sozialen Ungleichheiten erwarten wir ein Ende des Patriarchats und den Aufstieg ökofeministischer, sozialer und antikapitalistischer Narrative. Die Künstler*innen in diesem Film fragen nach der Notwendigkeit des Endes und ihre Vision ist nicht tragisch oder post-apokalyptisch. Das Ende des Anthropozäns, der patriarchalen und kapitalistischen Dominanz des Menschen, wird ein tiefes Ausatmen für andere Lebewesen sein.  Vielleicht ist das Ende nah, vielleicht ist es auch schon vor langer Zeit gekommen und alles, was uns umgibt, ist eine Illusion, ein Simulakrum wie im Gedicht “there will be no other end of the world” von  Czesław Miłosz. Das Video zum Song “What a Nice End” wurde komplett von Frauen gedreht.

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