Im Rahmen des diesjährigen Internationalen Frauen* theaterfestivals unter dem Motto „SAFER SPACES – The Feminist Culture of Peace“ (SICHERere RÄUME – Feminististische Friedenskultur) wünschen wir uns einen generations- und kulturübergreifenden künstlerischen Austausch und möchten unser Frauen*-Forum auch multidisziplinär gestalten.
Mit vier bildenden Künstler*innen haben wir eine Ausstellung vorbereitet, die sich in die Geschichte des Ortes einfügt und die Überreste des ehemaligen Speditionsgeländes nutzt. Die Ausstellung beschäftigt sich anhand unterschiedlicher Mittel (Fotografie, Malerei, Skulptur, Installation, Video) mit dem Raum im Raum und persönlichen Geschichten.
Wann und für wen brauchen wir sichere Räume?
Wie können wir nachhaltige Strukturen schaffen, die frei von Machtmissbrauch, Sexismus und Diskriminierung sind?
Wie können wir sie in unserem privaten Umfeld, unseren künstlerischen Räumen und in der Öffentlichkeit erzeugen?
Wie beim Besuch oder der Produktion von Kunst, Kultur und Theater?
Kuratiert von Effi Bodensohn
Camilla Puerto & Women* – #NoMeMiresLeeme
Mila Zwiebel – Sisters! a new prayer
Verwilderte Fasern – (Re)Construting Familiarities
Saskia Vaidis – Variations in Movement: Exploring Curves and Lines
Amrei Blomeyer –Die fremde Tür
Francesca Jouaux – Sister of sibblings
Camila Puerto wurde 1993 in Kolumbien geboren und zog mit ihrer Familie nach Mexiko-Stadt. Als sie 7 Jahre alt war, zog ihre Familie nach Mexiko-Stadt. 2012-2016 studierte sie Theaterwissenschaften an der Universidad de las Américas Puebla (UDLAP) und spezialisierte sich 2019 auf Bühnenbild am „CENTRO diseño, cine y TV“.
Sie ist seit 10 Jahren als Darstellerin tätig und hat in vielen Theaterproduktionen mitgewirkt,
Musikvideos, Kurzfilmen, die auf nationalen und internationalen Filmfestivals, TV- und Stream-Serien.
Sie war Co-Produzentin und Designerin der kurzen Comedy-Stücke „Barbie World“ und „Sensual Fantasy“ in den Jahren 2018-2019, und Teil des kreativen Teams der Triratna Buddhist Gemeinschaft bei dem „Interdisziplinären Ritual des Bardo Thödol (Das tibetische Buch des Tod)“ im November 2023.
Schöpferin und Leiterin des Projekts #NoMeMiresLeeme, einer Fotokampagne gegen Genre-Gewalt in Mexiko, die am Frauentag 2020 online geteilt wurde.
Sie studiert seit Januar 2020 Schauspieltraining und Theateranthropologie bei Odin Teatret
und Eugenio Barba seit Januar 2020.
#NoMeMiresLeeme (Schau mich nicht an, lies mich) ist eine Fotobewegung gegen Gewalt an Frauen weltweit. Sie wurde am 8. März 2020 ins Leben gerufen, als eine Sammlung von 33 Fotografien in den sozialen Medien geteilt wurde, um gegen Gewalt an Frauen in Mexiko zu protestieren, wo jeden Tag 10 Frauen ermordet werden. Das Projekt wurde in Europa vorgestellt und dank der Zusammenarbeit von Künstlerinnen aus verschiedenen Bereichen (Schauspielerinnen, Regisseurinnen, Dramatikerinnen, Aktivistinnen und Theaterwissenschaftlerinnen) erweitert. #NoMeMiresLeeme 2023 besteht aus einer Sammlung von 30 Fotografien, in denen jede Künstlerin ihre Botschaft ausdrückt, indem sie sie auf ihren Körper schreibt. Die Texte basieren auf den Geschichten dieser 30 Frauen, die von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen sind, und auf dem, was sie über das Frausein in ihrem Kontext (Nationalität, Tradition, Religion, Migration, Familie usw.) mitteilen wollen. Jede von ihnen hat die Worte in ihrer Muttersprache geschrieben und selbst entschieden, wie sie ihr Foto machen will.
Es ist eine Bewegung, weil wir wollen, dass jede Frau, die diese Fotosammlung sieht, inspiriert wird, ihr eigenes Foto mit ihrer Stimme und ihrer Geschichte zu machen und es mit uns zu teilen, indem sie den Hashtag #NoMeMiresLeeme in den sozialen Medien benutzt.
Camilla Puerto
Mila Zwiebel Geboren im Sommer 2001, wächst sie auf einem Hof zwischen Kunst und Handwerk in der Lausitz auf. Über viele Jahre malt sie in Görlitz nach Arno Stern und kehrt dort zum intuitiven Umgang mit Pinsel, Farbe und Blatt zurück. Es folgen zahlreiche Reisen. Am prägendsten ist für sie die Zeit in Rumänien und Bulgarien, wo sie auf traditionelle, naive Malerei trifft und beginnt, mit anderen Materialien zu experimentieren. Heute lebt sie in Leipzig und nutzt verschiedenste Untergründe, um ihre farbintensiven, figurativen Bilder entstehen zu lassen.
Sisters! a new prayer (Schwestern! Ein neues Gebet)
„Beim Feminismus geht es nicht darum, Frauen stärker zu machen. Frauen sind bereits stark, es geht darum
die Art und Weise zu ändern, wie die Welt diese Stärke wahrnimmt.” G.D. Anderson
Wie können wir unsere Verletzlichkeit als verbindende Kraft annehmen? Es geht darum, diese stereotyp weibliche und „schwache“ Eigenschaft in das zu verwandeln, was sie ist: eine Basis für menschliche Verbindung. In meinem safe space, mit meinen Freunden, in meinen Bildern kann ich mich sicher genug fühlen, sie zu zeigen und muss keine Rüstung tragen. Es ist ein wesentlicher Ort, um sich mitzuteilen und zu heilen. Aber was passiert, wenn wir alles, was wir sind, auch nach außen zeigen?
Anno Bolender (*1998) studiert den MA “Dance: Participation, Communities and Activism” an der London Contemporary Dance School und arbeitet in Offenbach/Frankfurt in unterschiedlichen Konstellationen. Zudem hat dey einen MA in “Performative Künste in sozialen Feldern” und beschäftigt sich mit queer-feministischer Theorie, zum anderen arbeitet dey in den Überschneidungsbereichen von sozialen/politischen Feldern und Kunst. Anno ist auch als Produktionsleitung in der freien Performanceszene tätig.
Schnecke (Lou) (*1998) arbeitet als freie Schauspieler*in und Performancekünstler*in in Frankfurt am Main, gemeinsam mit Anno Bolender und Leo Ahlers leitet Schnecke das Kollektiv verwilderte fasern, welches sich mit den Themen und (Un-)Sichtbarkeiten marginalisierter Personengruppen beschäftigt. Im besonderen Fokus stehen hierbei die Perspektiven nichtbinärer trans* Menschen. Im Studium der Sozialen Arbeit an der Frankfurt University of Applied Sciences setzt sich dey mit sozial-gesellschaftlichen Herausforderungen auseinander.
Anhand von sieben narrativen Interviews mit queeren Personen beschäftigt sich die Ausstellung „(Re)Constructing Familiarities“ ((Re-)Konstruktion von Vertrautheiten) mit Auseinandersetzung und Auseinanderlebung in Form eines Zersetzens, Aufbauens und Neu-Konstruierens von Beziehungskonstrukten in Herkunftsfamilien. Die Ausstellung hat somit einen direkten Bezug zum diesjährigen IFTF-Thema „safer spaces“, indem sie danach fragt, wie „safer“ Herkunftsfamilien für queere und transidente Personen sind und wie queere FLINTA*s sich untereinander solidarisch vernetzen und bestärken können.
Saskia Vaidis ist eine analoge Fotografin und zeitgenössische Tänzerin, die das Fließen der Bewegung und die intime Sprache des menschlichen Körpers erkundet. Ihre künstlerische Praxis dreht sich darum, Räume zu schaffen, die einen authentischen Ausdruck fördern und die einzigartige Schönheit eines jeden Menschen feiern. Durch ihre Arbeit enthüllt sie das nuancierte Zusammenspiel von Verletzlichkeit und Widerstandsfähigkeit, das jeder Geste innewohnt. Sie lädt den Betrachter ein, die tiefgründigen Geschichten zu betrachten, die durch die subtilsten Bewegungen des Körpers erzählt werden.
Kontakt.
Saskia (Kiki) : saskia.vaidis@gmail.com // (IG) @saskia.vaidis
Den Körperausdruck durch analoge Fotografie einfangen – Saskia Vaidis
Tauchen Sie ein in eine Welt, in der sich Bewegung und körperlicher Ausdruck im zarten Tanz der analogen Fotografie begegnen. Jede Fotografie offenbart die nuancierten Gesten, Bewegungsabläufe und Kurven, die menschliche Geschichten formen. Trotz des gesellschaftlichen Fortschritts bleiben die Körper von Frauen oft durch auferlegte Normen eingeschränkt. Saskia strebt danach, sich von diesen Zwängen zu befreien, indem sie den Modellen ein Umfeld bietet, das frei von Erwartungen ist und in dem Authentizität das Ziel ist. In diesem Raum treten Model und Fotografin in einen Dialog ein, der die Vielfalt der Körper feiert und ihr wahres Wesen hervorhebt. Entdecken Sie das Zusammenspiel von Verletzlichkeit und Stärke, das in einer sicheren und respektvollen Umgebung zur Selbstreflexion einlädt.
Amrei Blomeyer – wurde im Jahr 1999 in Köln geboren und befasst sich thematisch, medial vielseitig, mit den weltlichen Problematiken des Kapitalismus und den damit einhergehenden Ungerechtigkeiten. Unter anderem sind Kriege, Ausbeutung und Unterdrückung, Umweltzerstörung oder auch die brutale Quälerei der Tierproduktindustrie, sowie die Herausforderungen diese Welt als Frau zu manövrieren Bestandteil ihrer Arbeit.
“Die fremde Tür” ist eine eher kunst-therapeutische Antwort auf die mehrfachen Verfolgungsjagden und Begegnungen mit einem Stalker in den Jahren 2021 und 2022. Sie erzählt von der offenen Straße, welche zum Spielfeld wird, dem man gnadenlos ausgeliefert ist ohne die Möglichkeit zu entfliehen. Jeden Tag schreiten wir durch diese Türen, hinaus aus unserem sicheren Raum, ohne zu wissen was uns erwartet. Tausende verschlossene Türen um einen herum, werden zum Gemäuer, wenn man nicht weiß durch welche man die ersehnte, vermeintliche Zuflucht finden kann und einem keine Zeit bleibt um stehen zu bleiben und es heraus zu finden.
Francesca Jouaux,
Tochter der Eltern,
Schwester von Geschwistern,
Fragestellerin und Finderin von Wegen,
Reist durch Zeit und Raum,
Dem kreativen Fluss immer wieder neue Formen gegeben – wenn er da ist. Und er war da, halleluja! – sei es beim Zeichnen, Singen, Tanzen oder, seit kurzem, beim Schauspielen im Rahmen der Antagon Theater Aktion.
Ich habe immer Gesichter gemalt. Meistens Frauengesichter. Ich denke, sie sind eine Offenbarung meines Innenlebens des Augenblicks. Von meinem Blick auf meine Umgebung. Selbstporträts gewissermaßen.
Hier drei sehr unterschiedliche Bilder, die Aspekte der Weiblichkeit darstellen.
Die Mütterliche, die natürliche, allumfassende Landschaft, die Haltgebende, die Trauernde, die Einsame, die Tanzende, die Kind-Frau, die Verspielte, die Träumende, die Gegenwärtige, die Ältere, die Alte, die Mögliche, die Stille. Die Dunkelheit und das Licht. Die feine Linie dazwischen.
Oder was immer du siehst.